S-Bahn und VVS Regionalräte wollen VVS-Zonen ändern

Alexander Ikrat 
 Fährt die S-Bahn künftig auch in den Nächten von Donnerstag auf Freitag?dpa

Die Mehrheit der Regionalpolitiker hat sich in der Haushaltsdebatte am Mittwoch im Verkehrsausschuss viel vorgenommen: Sie will die Infrastruktur der S-Bahn fit für die Zukunft machen und den VVS umkrempeln.

Stuttgart - Mittnachtstraße überprüfen: Das dritte Gleis für den Filderbahnhof ist beschlossene Sache – auch weil sich Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) dafür einsetzte, im Sinne der S-Bahn mehr aus Stuttgart 21 herauszuholen. Jetzt soll die Verwaltung des Verbands Region Stuttgart untersuchen, ob der neue Halt Mittnachtstraße beim künftigen Rosensteinviertel fit genug für die Zukunft sein wird. „Das wird eine bedeutende Engpassstelle“, sagte Infrastrukturdirektor Jürgen Wurmthaler am Mittwoch mit Blick darauf, dass an der Mittnachtstraße der Umstieg in Richtung Esslingen/Waiblingen oder in Richtung Zuffenhausen möglich sein wird. Helmut Noe (CDU) verwies darauf, dass seit dem Einstieg in die Planung von Stuttgart 21 rund 100 000 S-Bahn-Nutzer täglich dazugekommen seien. Die Runde beschloss gegen die Stimmen der Linken zu untersuchen, ob die Mittnachtstraße zwei zusätzliche Bahnsteige bekommen könnte und was dies kosten würde. Dasselbe soll für den Innenstadttunnel vom Hauptbahnhof bis zur Schwabstraße mit untersucht werden, wo die S-Bahnen täglich viel Zeit verlieren. Dies würde wohl mehrere hundert Millionen Euro teuer. Im Haushalt 2016 werden für die Untersuchung 50 000 Euro reserviert.

Neue S-Bahn-Linien?

  Der Verkehrsausschuss will auch 50 000 Euro dafür ausgeben, den weiteren Ausbau des S-Bahn-Netzes in der Zeit nach Fertigstellung des Milliardenprojekts Stuttgart 21 voranzutreiben. Die Grünen-Fraktion machte einmal mehr deutlich, dass ihr eine Tangential-S-Bahn-Querverbindung am Hauptbahnhof vorbei von Ludwigsburg nach Esslingen oder sogar von Bietigheim nach Plochingen über die sogenannte Schusterbahn besonders am Herzen liegt. Die SPD befürchtet, dass die geplanten Stadtbahn Markgröningen–Ludwigsburg–Remseck scheitert und möchte deshalb wissen, ob eine neue S-Bahn von Markgröningen über Ludwigsburg nach Stuttgart machbar wäre. Freie Wähler und Linke sprachen sich dagegen aus, nur einzelne Linien von vielen Möglichkeiten detaillierter zu untersuchen, die man im Rahmen des Regionalverkehrsplans alle zusammen beurteilen könne.

Weniger Tarifzonen

  Der Verkehrsausschuss hält die Einteilung der Tarifzonen im Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) schon lange für ungerecht, da die Stuttgarter im Unterschied zu den Menschen im Umland vergleichsweise wenig für ein großes Angebot bei Bus und Bahn bezahlten. 2016 sollen auf einer Sondersitzung neue Vorschläge für die Vereinfachung der 47 Tarifzonen erarbeitet werden. Die Grünen könnten sich etwa vorstellen, nur noch die Zonenringe zu belassen und die einzelnen Sektoren der Ringe zu streichen. Oder aber nur noch die drei Tarifzonen A (Zonen 1 und 2 in Stuttgart), B (Zonen 3 und 4) und C (der Rest) ausweisen oder sogar nur eine einzige Regionalzone. Beim VVS hielt man einen solchen Umbau der Tarifzonen bisher für nicht finanzierbar. Die SPD will unter anderem eine flexible Mehrtageskarte und eine Kurzstrecke für Kinder, die Linke ein Azubi-Ticket.

Nacht-S-Bahn an Freitagen

Auf Antrag der Grünen soll noch einmal untersucht werden, ob eine Nacht-S-Bahn auf allen Linien in den Nächten von Donnerstag zum Freitag nicht doch sinnvoll sein könnte. Dies hatte die Mehrheit zuletzt abgelehnt, weil die SSB-Nachtbusse in diesen Nächten nicht besonders gut besetzt seien.

Kein Sozialticket

  Die alljährliche Debatte um ein Sozialticket im ganzen VVS fand auf Antrag der SPD und der Linken auch am Mittwoch wieder statt. Die Mehrheit der Regionalversammlung hatte sich in der Vergangenheit mehrfach für nicht zuständig erklärt, weil man keinen gesetzlichen Auftrag für Sozialpolitik habe – und bekräftigte dies am Mittwoch. CDU-Sprecher Helmut Noe zitierte den Stuttgarter OB Fritz Kuhn(Grüne), mit dessen Unterstützung die Landeshauptstadt ein Sozialticket eingeführt habe: „Kuhn nannte das eine sozialpolitische Maßnahme mit verkehrlicher Wirkung.“ Für Sozialpolitik außerhalb Stuttgarts seien aber die Kreise zuständig. Thomas Leipnitz argumentierte ähnlich wie Wolfgang Hoepfner (Linke), dass der VVS mit günstigeren Fahrscheinen für Schüler, Studenten oder Senioren schon lange Sozialpolitik betreibe. „Nur für einen ziemlich genau fassbaren Kreis machen wir das nicht“, sagte Leipnitz und ließ die Hartz-IV-Bezieher unausgesprochen. Die Grünen wollen laut André Reichel lieber das ganze Tarifsystem umbauen, um es für alle gerechter zu machen.